Karl-Jasmin Muranyi und Torsten Lang bei der Deutschen Blitzmeisterschaft in Bamberg
Ein Turnierbericht von FM Torsten Lang
Nach einer fünfstündigen Fahrt mit viel zu viel Stau kamen wir am Freitagnachmittag - wir nahmen uns die Freiheit einen Tag vorher anzureisen, um ausgeruht in das anstrengende Turnier zu gehen - im Bistumshaus an. Das Haus dient "normalerweise" als kirchliche Ausbildungsstätte, so dass die geräumigen Zimmer weder über Fernseher, noch über Internet verfügten. Für einen Spieler war dies ein Grund, ein anderes Hotel aufzusuchen. Leute gibts...
Die beiden Landauer nutzten den Freitagabend, um sich mit dem nicht sonderlich geläufigen Blitzmodus 3+2 (=3 Minuten Bedenkzeit plus 2 Sekunden Inkrement pro Zug) vertraut zu machen. Ergebnis: ein glattes 5:0, dann ging ein angesäuerter Karl auf sein Zimmer. Damit war klar, dass am Folgetag Karl mit Sicherheit vor Torsten landen würde, oder?
Am Samstag gesellte sich mit Justus Schmidt ein weiterer Landauer zur Gruppe. Justus wuchs im Landauer Schachverein zu einem Spitzenspieler heran, begann aber vor zwei Jahren sein Studium an der Universität Bamberg.
Während Karl und Torsten durch die Landesmeisterschaft ihre Qualifikation erreichten, konnte Justus bei der Bamberger Vereinsmeisterschaft seinen Ausrichterfreiplatz erspielen. Dennoch galt Justus als krasser Außenseiter, war er doch im 32-Mann starken Teilnehmerfeld der einzige Spieler unter 2250 Rating.
Alle drei kamen dann gut ins Turnier rein und ließen die Konkurrenz erstmal staunen. Kurz vor der Pause lagen Karl und Torsten aussichtsreich hinter dem Führenden FM Marco Riehle (ELO 2423) auf den Rängen 2 und 3, während Justus um die 50%-Marke herum spielte. Karl schlug unter anderem die deutschen Meister der Jahre 2013 (GM Rene Stern, ELO 2540) und 2015 (IM Ilja Schneider, 2523), während Justus mit Siegen über IM Robert Baskin (2478) und GM Michael Bezold (2553) aufhorchen ließ.
Kurz nach der Pause übernahm Karl gar die Tabellenführung, verlor sie nach einer Runde aber wieder durch eine Niederlage gegen Riehle.
Nach etwa 20 Runden begann dann Torstens Abstieg. Schlechtere Stellungen wurden konsequent verloren, bessere nicht gewonnen, und der Landauer wurde langsam nach hinten durch gereicht. Ähnlich erging es Justus, dem weniger die fehlende Kondition zu schaffen machte, sondern viel mehr die übermächtig scheinenden Gegner.
Karl hingegen punktete weiter fleißig und war permanent auf den Rängen 4-6 zu finden. Vor allem die nominell Starken hatten so ihre Problemchen mit dem pfälzischen Schwergewicht!
Gegen Ende des Turniers ging es nur noch darum, (einigermaßen) unbeschadet ins Ziel zu kommen! Justus schaffte dies mit 13 Punkten aus 31 megaharten Spielen, Torsten erreichte einen halben Punkt mehr, so dass beide grad noch so zum hintersten Mittelfeld zählten.
Leider ging auch bei Karl irgendwann das Licht aus und er verlor die letzten drei Spiele. 18 Punkte und das Fallen auf Rang 8 war die logische Folge.
Beachtenswert ist die starke Ausbeute gegen die vor ihm platzierten Spieler: 5 Punkte aus 7 Spielen gegen die geballte Blitzwucht Deutschlands. Respekt!!
Am Ende wars ein Zweikampf zwischen Ilja Schneider und Rene Stern (die beide gegen Karl verloren hatten!), der erst in der vorletzten Runde durch die Niederlage Sterns entschieden wurde. Neuer deutscher Meister ist somit IM Ilja Schneider aus Berlin. Herzlichen Glückwunsch!
Für uns gilt es einen neuen Anlauf zu nehmen und es im nächsten Jahr wieder zu versuchen! Und etwas an der Blitzkondition zu arbeiten, damit wir eine 7,5 Stunden dauernde deutsche Meisterschaft auch mal etwas positiver gestalten können ;)